Dreiecksflug

Dienstag, 21.03.2000 Die letzten 2 Wochen war entweder schlechtes Wetter oder ich konnte nicht aus der Firma weg. Aber heute war das anders. Wir machten den Dreiecksflug.

Um 12.00 war die Maschine gecheckt, ich hatte meine Karte mit den eingezeichneten Kursen von Trier über Speyer und dann weiter nach Koblenz (rund 350km) im Flieger verstaut.
Joe kam kurz vorbei, lies mich dann aber mit dem Flieger allein. "Roll mal zur Tankstelle - ich komme gleich".
Woaahhh, na klar.... das kann ich doch auch alleine.
Ich startete also ohne Joe neben mir und rollte zur Tankstelle, machte den Tank voll und füllte Öl nach. Dann kam Jo, er checkte meine Flugvorbereitung und wir rollten zum Rollhalt an die 05.

Der Start und Abflug klappt schon fast wie im Schlaf. Dann ging es aber erstmal auf Kurs, 107 Grad. Nach 20 Minuten verliessen wir die vertraute Umgebung und flogen schon an Idar-Oberstein vorbei und kamen in die flache Pfalz.

Meine Auffanglinie war der Rhein, denn EDRY Speyer liegt direkt in einer Rheinschleife. Trotzdem hatte ich mir ein Radial vom Karlsruhe VOR ausgesucht, dass mir sagen sollte wann ich eigentlich über dem Platz sein müßte.

Landung in Speyer

Ich muss wirklich sagen, dass das alles total schnell ging, denn so langsam mußte ich auch schon Funkkontakt aufnehmen. Ich rief also Speyer Info und bat um Touch and Go's. Diese wurden mir freundlichst genehmigt und ich sank auf Platzrundenhöhe von 1200 ft, drehte in den Gegenanflug zur 35 (? auf jeden Fall ziemlich nach Norden) und meldete dann das Eindrehen in den Queranflug, so wie ich es halt gelernt habe. Ich drehte dann ohne Verkehr vor mir in den Final. Hier muss man ganz schön aufpassen, denn direkt vor Bahn stehen hohe Bäume, also die Bäume zu und dann ganz fix runter - hui - wie auf der Achterbahn. Jetzt merkte ich auf einmal Rückenwind (!?), denn die Bahn war fast zur Hälfte rum und ich schwebte immer noch knapp über dem Boden. Aber dann *rumpel* waren wir doch unten. Schnell wieder Gas rein und Klappen stufenweise einfahren. Die Vergaservorwärmung hatte ich schon kurz vor dem Aufsetzen wieder auf kalt gestellt, also ab in die Luft.

Wir machten noch 2 Runden, dann lies mich Joe alleine fliegen. Okay - also los. Schön zum Rollhalt, abflugbereit gemeldet und dann auf die Piste und Gas rein. Ich zog am Knüppel und war in der Luft, jetzt aber schnell nach rechts, sonst fliege ich genau auf den Speyerer Dom. Also Abflug quer über den Rhein, dann in Gegenanflug und Queranflug den Rheinschleifen folgend.

Die Bäume vor der Bahn waren kein Problem, dafür aber wieder der Rückenwind. Ich machte noch eine Platzrunde und die ging dann auch schon viel besser.

Ich bezahlte die Landegebühren, trank mit Joe einen Kaffee vor dem Tower und genoß den Augenblick. Doch weiter gings.

Auf dem Weg nach Koblenz (rund 130 km) flugen wir mal etwas höher, auf Flugfläche 85, damit ich mal sehe wie das da so abgeht. Beim Durchfliegen von 5000 Fuss, das weiss ich natürlich, dreht man auf dem Höhenmesser 1013 hPa rein. Doch dann zeigte mir Joe noch was Neues: Er rief Frankfurt Information auf 132.32 MHz und meldete unser Vorhaben. Wir bekam SQUAWK 4021 für unseren Transponder und hörten mit, wie viel da los ist - auch total viel IFR, also Instrumenten-Flieger.

Auf einmal, wir waren schon fast auf 8500 ft, wurden wir gerufen "Delta-Mike-India Verkehrsinformation, entgegenkommender Jet in 12 Uhr, 500 ft unter Ihnen, 15 Meilen".

Ich schluckte innerlich kurz. Hui mal schauen wie nah der dran ist! Dann kurz danach noch ein Funkspruch "Delta-Mike-India, Jet eine Meile". Und hui - links unter mir auf 10 Uhr sauste der Learjet vorbei. Ich habe ihn bestimmt nur eine oder zwei Sekunden gesehen, aber war beruhigt wie genau doch alles in der Luft geregelt ist.

Lange konnten wir uns allerdings auch nicht in dieser Höhe aufhalten, denn wir wollten ja "nur" nach Koblenz. Der Blick war eigentlich erschreckend, denn ich sah wie eine riesige Dunstglocke über dem ganzen Rhein-Main-Necker Raum lag. Also wieder runter. Der Hunsrück bietet von oben wenig Orientierungsmöglichkeiten. Zum Glück gibts ja die Funknavigation und den Rhein (grinz).

Landung in Koblenz

Koblenz EDRK liegt auf einem Berg am Moseltal, nicht weit von der Mündung in den Rhein und ist - das sah ich schon von oben - wirklich total schön gelegen.

Den Endteil fliegt man (ich ging auf die 06) quer über die Mosel, die Weinberge hoch und über ein Schloß (die armen Schlossgeister) - schon wieder über hohe Bäume - und dann wieder wie auf der Achterbahn, runter auf die Piste.

Ich drehte mit Joe 3 Runden, lies ihn wieder raus und rollte dann wieder ganz alleine zum Rollhalt. Machte 2 Runden und war ganz zufrieden mit mir.

Ich mache jetzt die Handgriffe wirklich ganz automatisch und koordiniert. Ich bin zufrieden. Auch wenn die Landungen noch nicht immer butterweich sind.

Es war schon relativ spät und so flogen wir dann die Mosel zurück nach Trier. Joe nahm Funkkontakt mit dem Militärplatz Mendig auf, der uns dann auch gleich wieder eine Verkehrsinformation geben konnte, denn hinter uns, das hatte ich beim Abflug von Koblenz mitbekommen, war noch ein anderer Flieger Richtung Trier gestartet.

Dieser Flieger war es auch, der uns überholte. Die Tour zurück nach Trier verging im wahrsten Sinne des Wortes wie im Fluge und als wir die Maschine in die Halle stellten und einen Kaffee bei Ernesto tranken (Restaurantbesitzer am Flugplatz in Trier), war mir klar, dass das ein super Flug war und ein tolles Erlebnis.

Doch Joe meinte dann "Das nächste Mal fliegst Du das alleine" !!!!

Cool

Ich berichte weiter

zurück